Der geschichtliche Werdegang der Freiw. Feuerwehr Unterwittighausen |
Feuerlöschwesen vor Gründung der Wehr Feuer, im klassischen Altertum eines der vier Elemente, ist, solange die Menschheit besteht, unentbehrlich und auch gefährlich zugleich. Der Dichter Friedr. v. Schiller hat im „Lied von der Glocke" die Eigenschaften des Feuers vortrefflich interpretiert, und die Obrigkeit hat zu allen Zeiten im Wege von Verordnungen und Aufsicht versucht, Feuersbrünste zu bekämpfen. Interessant ist in dieser Hinsicht die gemeinsame „Gerichts- und Dorfordnung" für die beiden Gemeinden Unter-und Oberwittighausen aus dem Jahre 1690 (erneuert 1774), die in Artikel 33 besagt, daß ein jeder „fleißige Obsicht zu halten hat'', daß kein Feuer ausbricht, und wo dies dann trotzdem geschah, der Eigentümer zu einer Strafe von 5 Gulden (fl) verfallen, sobald mit den Glocken gestürmt worden ist. Die Strafe wurde auf die Hälfte angesetzt, sobald ohne Glockensturm dem Feuer Einhalt geboten werden konnte. Die sog. Vierviertelmeister waren außersehen, die sog. Feuerschau auszuüben und dazu die notwendigen Auflagen zu machen. Auch der Hauseigentümer wurde bestraft, wenn in den bereitzustellenden Gefäßen (Feuertrog und Wasserbutten) kein Löschwasser sich vorfand. So war dies auch unter der Herrschaft der Grafen von Rieneck (1217-1467), der Grafen von Leuchtenberg (1467-1648), des Fürstbistums Würzburg (Lehen von 1502) bis zur Säkularisation im Jahre 1803. Unterwittighausen teilte immer das Schicksal mit dem Amt Grünsfeld, welches als Entschädigung dem Fürstentum Salm-Krautheim-Reifferscheid mit dem Amtssitz in Gerlachsheim zufiel für verlorene linksrheinische Gebiete. Um 1806 kam dann das Amt Grünsfeld zu Baden. Aber wie gings dann weiter? Zwei Dokumente sollen beweisen, daß die drei Gemeinden Unterwittighausen, Oberwittighausen und Vilchband hinsichtlich der Brandbekämpfung zusammengingen und anteilig die notwendigen Feuerwehrgeräte anschafften. 1. Beweis: Am 29. 3. 1833 fertigte Ohnhaus in Unterwittighausen eine Aufstellung und Umlegung von 23 fl. für Schlauchmaterial zur Feuerwehrspritze. Zugrunde gelegt wurde für Gemeinde Vilchband mit der Kapitalsumme von 62400.— fl. = 7 fl. „ Oberwittighausen mit der Kapitalsumme von 28 350.— fl. = 4 fl. „ Unterwittighausen mit der Kapitalsumme von 98 750.— fl. = 12 fl. zusammen — 23 fi.
2. Beweis: Am 13. 12. 1836 (?) haben die drei Gemeinden a) Unterwittighausen, vertreten durch Bürgermeister Schmitt, Gemeinderechner Fleischmann und die Gemeinderäte Georg Schmitt und Johann Zipf b) Oberwittighausen, vertreten durch Bürgermeister Schmitt und Gemeinderechner Georg Schmitt und c) Vilchband, vertreten durch Bürgermeister Hofmann, Gemeinderechner Michael Adam Hofmann und Altbürgermeister Endres mit dem Mechaniker Christof Bittdorf aus Würzburg ein Vertragswerk entworfen, das folgenden Inhalt hatte: 1. Der Akkordant Bittdorf verpflichtet sich, die allen drei Gemeinden gehörige Feuerwehrspritze so zu reparieren, daß sie den Erfordernissen entspricht, einen Trieb (Druckhöhe) bis 130' Höhe erreicht, wobei sie in einer Minute 6-7 Eimer Wasser in gleicher Spannung auswirft. 2. Alle für nötig befundenen Einrichtungen neu zu machen, nicht nur im Innern, sondern auch im äußeren Werk mit Ausnahme des unteren Wagenwerks und unter Zuzug von mehreren tüchtigen Sachverständigen auch ausprobieren zu lassen, ferner 3. Alle Einrichtungen vom besten neuen und reinen Metall und die Windkugel vom besten geschlagenen Kupfer anfertigen zu lassen zum Gesamtpreis von 225 fl., zahlbar die Hälfte nach der Probeabnahme und den Rest nach einem halben Jahr unter Einräumung einer Garantie von 10 Jahren. 4. Die Gemeinden haben den Transport nach Würzburg zu übernehmen, und binnen 4 Wochen muß Es muß aber bezweifelt werden, daß dieser Vertrag zustande kam, weil die Unterschriften gänzlich fehlten. 3. Beweis: Entsprechend eines Beschlusses des Vogtgerichts vom 26. 8. 1846 sind alle drei Gemeinden (Unterwittighausen, Oberwittighausen und Vilchband) übereingekommen, die gemeinschaftliche Feuerspritze zu versteigern mit folgenden Bedingnissen: 1. Die Spritze bleibt vorerst in Unterwittighausen, wenn Vilchband sie ersteigern sollte, bis eine neue von einer Gemeinde angeschafft ist. 2. Der Erlös wird erst dann von der betreffenden Gemeinde herausbezahlt, wenn eine neue Spritze angeschafft ist, und zwar im Verhältnis der Anschaffung im Jahre 1830. Sodann erfolgte die Versteigerung. Letztes Gebot und den Zuschlag erhielt Bürgermeister Schmitt für die Gemeinde Unterwittighausen und Oberwittighausen für 425 fl. Wegen Weigerung der Standesherren, zur Spritzenanschaffung etwas beizusteuern, hat das Großherz. Bezirksamt Gerlachsheim einige Fragen an die Gemeinde Unterwittighausen gerichtet. Die Antwort hierauf war, daß 1. die Feuerspritze im Jahre 1830 erworben wurde, 2. daß dieselbe nicht aus Gemeindemitteln bezahlt, sondern als Darlehen am 6. 2. 1830 in Höhe von 400 fl. bei Georg Knorr aufgenommen und am 20. 2. 1831 wieder zurückbezahlt wurde unter Umlegung auf die drei Gemeinden nach dem Brandkapital, und daß 3. schließlich man nicht sagen kann, ob die Standesherrschaften, die fürstl. Salmische, die fürstl. Löwensteinische und das Chorstift Alexander in Aschaffenburg etwas beigetragen haben, da sich die Gemeinderechnungen beim dortigen Amtsrevisionariat befinden. Mit Vertrag vom 25. 11. 1861 erhielt die Gemeinde Unterwittighausen von der Fa. Carl Metz in Heidelberg eine mittlere Landspritze um 1 200 fl., deren Vertrag vom Bezirksamt Gerlachsheim genehmigt wurde, wobei Oberlehrer Rudolf in Oberwittighausen eine Vermittlerrolle einnahm. Metz bat die Gemeinde Unterwittighausen um Überlassung einer colorierten Skizze des Ortswappens oder eines genauen Siegelabdruckes mit Angabe der Farben, um der Spritze ein angenehmes Äußeres zu geben, evtl. werde man die Ortsbezeichnung ,,Unterwittighausen" In schönen Goldlettern darauf anbringen lassen. Im Jahre 1884 erwägte die Gemeinde Unterwittighausen den Bau einer Wasserleitung und berichtete dem Bezirksamt, daß wegen der großen Dürre die Effelter Quelle sehr zurückgegangen sei und daß die Eisenbahnverwaltung eine größere Brunnenfassung erwäge. Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr am 19. Dezember 1897 Mit dem 19. Jahrhundert kam im Zeichen des techn. Fortschritts alles in Bewegung. Die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung von Bränden genügten nicht mehr. Man erkannte auch, daß die Abwehr zuerst organisiert und die Löschgeräte verbessert werden müßten. Überall bildeten und formierten sich die Feuerwehren, die die Brandbekämpfung spezialisierten. So war dies auch in Unterwittighausen, und die noch vorhandenen Archivunterlagen im Gemeindearchiv beweisen folgende Begebenheiten. Nach einem Protokoll vom 19. 12. 1897 erfolgte unter Vorsitz des damaligen Bürgermeisters A. Fopp und einer vom Bierbrauer Max Zorn einberufenen Versammlung nach einer kurzen Debatte die Gründung eines Feuerwehr-Corps Bürgermeister Popp schlug die Bildung einer Kommission vor zur Führung der vorläufigen Geschäfte und Ausarbeitung eines Statuts. Per Akklamation setzte sich diese wie folgt zusammen: 1. Bürgermeister A. Popp als Vorsitzender 2. Jakob Henneberger als 1. Mitglied 3. Franz Konrad als 2. Mitglied 4. Johann Reinhard als 3. Mitglied 5. Markus Zorn als 4. Mitglied u. als Schriftführer Diese Kommission erhielt weiter den Auftrag, die Wahl eines Kommandanten und Adjutanten in die Wege zu leiten und alles Notwendige für die Ausbildung zu veranlassen. Alle Kommissionsmitglieder nahmen einstimmig die Wahl an und unterzeichneten die Protokollschrift, die heute nur noch als Duplikat vorhanden ist. (Möglicherweise befindet sich das Original beim Generallandesarchiv in Karlsruhe.) Damit war die Freiwillige Feuerwehr Unterwittighausen gegründet. Schon am 22. Dezember 1897 erfolgte die Vorlage eines Statutentwurfs zur Prüfung mit einem Verzeichnis der beigetretenen Mitglieder der Wehr. Es waren dies: Markus Zorn, Bierbrauer In den Archiven befindet sich ein umfangreicher, später mit Bleistiftnotizen abgeänderter Statutenentwurf, der in seiner Präambel besagt, daß die Wehr die Bezeichnung
Unterwittighäuser Feuerwehr
führt, sich bei Feuersgefahr die Rettung des bedrohten Lebens und Eigentums zur Aufgabe gestellt hat, nach außen hin als abgeschlossenes, selbständiges Corps und als solches von der Staatsbehörde anerkannt ist, wobei jedes Mitglied mittels eigenhändiger Unterschrift sich verpflichtet, die Statuten unverbrüchlich zu halten. Am 26. 12. 1897, nachmittag 3 Uhr, traten im Gasthaus „Zum Löwen" die Mitglieder zur Wahl ihres Kommandanten zusammen. Nach Verlesung der Statuten wurde die Wahl per Akklamation vorgenommen und einstimmig gewählt: Als Kommandant: Markus Zehnter, Bäcker Als Adjutant: Friedrich Karl Zipf, Bauer Zur Steigermannschaft gehörten 10 Männer: Gg. Deckert, Maurermeister, war ihr Obmann Zu Hornisten wurden bestimmt: Markus Michel und Valentin Lurz Zur Sanitätskolonne gehörten: Markus Zorn, Bierbrauer, Johann Reinhard und Vinzenz Kaiser Zur Spritzenmannschaft gehörten weitere 26 Mitglieder: Wenn man der schriftlichen Anfrage des Großherz. Bezirksamts vom 20. 1. 1903 glauben darf, hat sich die Gründung nicht besonders aktiv erwiesen. Der Grund der Stagnation war die mangelhafte geldliche Unterstützung und allzu bürokratische Haltung der obrigkeitlichen Organe, die die Sache nicht genug förderten. Der Gemeinderat sah sich im Bericht vom 21. 7. 1903 veranlaßt, dem Bezirksamt mitzuteilen, daß gerade der Amtsvorstand anläßlich der letzten Ortsbereisung weitgehendste Unterstützung zusagte, die trotz großer Opfer seitens der Gemeinde sich nicht zu verwirklichen schien. (Bemerkung: Das war zur damaligen Zeit eine sehr mutige Sprache und zeigte klar und deutlich die Mängel auf.) Die Gemeindeverwaltung schrieb ferner zurück, daß vorerst von weiteren Anschaffungen Abstand genommen wird und beantragte, daß zumindest die bisherigen Aufwendungen im Gesamtbetrag von 1648.48 M. bezuschußt werden. Sie berichtete ferner, daß die Wehr im Falle eines Brandes nicht nur für die hiesige Gemeinde da ist, sondern auch für die umliegenden Ortschaften, die demnächst durch Telefone erreichbar seien, und die auch nur geringe Löschpflichtige aufweisen. Es wird sich dann als ein Segen herausstellen, wenn die hiesige Wehr eingesetzt werden kann. Es wäre auch ein Akt der Gerechtigkeit, den hintersten Teil des Badener Landes, den sog. Ochsenfurter Gau, besser zu berücksichtigen als bisher, zumal die Besitzer von großen Gehöften mit bedeutenden Mobilien (bis zu 40 000.— Mk.) größere Beträge an die Gebäude- und Mobiliarversicherung abführen. Bezüglich der finanziellen Lage führte die Gemeindeverwaltung weiter aus, daß wegen den geringen Waldeinnahmen die Umlage (Gemeindesteuer) von 35 Pfg. auf 40 Pfg. erhöht werden mußte mit ansehnlichen Beiträgen, der Kirchensteuer und Kosten der Flurbereinigung. Außerdem sei die Wehr, dank ihres wackeren Kommandanten und Adjutanten, so weit herangebildet, daß sie sich jeder älteren Wehr eines Landortes hinsichtlich der Ausbildung zur Seite stellen kann, was bestimmt einer größeren Unterstützung würdig sei. Zuzuwarten mit der Bildung zur Wehr, bis erst eine namhafte Unterstützung zugesagt ist, wie Herr Kreisvertreter zu meinen scheint, war nicht angängig, denn der erste Eifer wäre erkaltet und die Gründung der Wehr wäre wieder um Jahre hinausgeschoben worden. Am 2. Mai 1904 stellte sich der erste Erfolg ein, 300 Mk. wurden bewilligt. Am 5. 12. 1905 wurden zur Anschaffung einer mechanischen Leiter weitere 400 Mk. genehmigt. Nach weiteren schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Ratschreibers Gg. Klinger hat die Gemeinde dem Bezirksamt berichtet, daß am 1. 2. 1903 Gemeinderat Michael Schneider in das Vereinslokal. „Zum Hirschen" sich begeben habe, wo gerade eine Generalversammlung des Militärvereins stattfand. Nach seiner Aufforderung, daß noch mehr junge Leute der Feuerwehr beitreten sollten, fand am nächsten Tag im „Löwen" in Gegenwart des Bürgermeisters eine weitere Versammlung statt, wobei die im Jahre 1897 entworfenen Statuten zugrunde gelegt wurden. Der Wehr traten sodann noch weiter bei: Michael Schneider, Gemeinderat Zuvor war aber am 12. 1. 1903 in Unterwittighausen eine Ortsbereisung durch Bezirksamtmann Bitzel in Gegenwart des Bürgermeisters Kachel aus Tauberbischofsheim als Kreisvertreter der Freiwilligen Feuerwehren, in welcher angeregt wurde, daß Gemeinderat Michael Schneider und der Vorsitzende des hiesigen Militärvereins, Accisor (Steuereinnehmer) Michael Schwab, die Sache in die Hand nehmen sollen. Zurückberichtet wurde weiter, daß am 8. 2. 1903 unter Benachrichtigung aller Feuerwehrleute nochmals eine Versammlung einberufen wird, und daß zur Bestreitung der Uniformierung und Ausrüstung ein angemessener Beitrag aus der Landesfeuerwehrunterstützungskasse in Aussicht gestellt wird, wobei die Wahl der Chargierten vorgenommen werden soll. Bürgermeister Kachel teilte aber tags zuvor mit, daß er zu dieser Besprechung nicht kommen könne, daß aber die Landesfeuervvehrkasse nur einen Ausrüstungszuschuß von ca. 550 Mk. geben könne, der allerdings zuvor beantragt werden muß. Sodann wurde in Anwesenheit von 45 Männern gewählt: Zum Kommandant: Friedrich Karl Zipf mit 38 Stimmen Zum Adjutanten: Michael Schneider mit 38 Stimmen Zum Steigerhauptmann: Georg Deckert mit 35 Stimmen Zum Steigerhauptmann-Stellvertreter: Georg Hussy mit 34 Stimmen Zum Spritzenhauptmann: Michael Schwab- mit 36 Stimmen Zum Spritzenhauptmann-Stellvertr.: Valentin Kemmer mit 36 Stimmen Als Kassierer: Markus Zorn Als Schriftführer und Zeugmeister: Georg Klinger, Ratschreiber Diese Umgruppierung in der Führungsspitze brachte neues Leben in die Wehr. In allen Tageszeitungen wurde dieses Ereignis der Außenwelt mitgeteilt, und schon kamen auch die ersten Angebote ein. Die Feuerwehrgerätefabrik Magirus in Ulm a. 0. bot sich an. Schneidermeister Vollmer in Gerlachsheim empfahl sich für Uniformen. Fa. Lowak, Walter u. Co. in Berlin für ihre Feuerwehrspritzen, W. Sauer in Tauberbischofsheim bot Stoffe zum konkurrenzlosen Preis. Ph. Lemm, Zimmermann in Mannheim, bot seine Trommel mit Zubehör an, war er doch Regt.-Tambour beim Inf. Regt. 111. Josef Weigand in Tauberbischofsheim bot Tuchröcke an und bei Barzahlung sogar 10 Prozent Skonto. Seb. Ott in Klingenberg für Mützenlieferung und die Fa. Metz in Heidelberg ebenfalls Feuerwehrausrüstungen. Ein Schriftstück vom 17. 5. 1903 besagt folgende Anschaffungen: Die Mützen lieferte Ott aus Klingenberg, die Tuchröcke lieferte der hier wohnhafte Kaufmann Binder, die Helme, Gurten, Steigerbeil und Leinen lieferte Sattlermeister Mast aus Unterwittighausen. der sie von einer Firma aus Nürnberg bezog. Eine Schubleiter wurde schon früher gekauft, sie wurde von hiesigen Handwerkern geliefert. Die Fa. Metz lieferte 2 Hakenleitern, 4 Dachleitern, 1 Anstelleiter, 5 Schlüssel für Schlauchnormalgewinde. Im Mannschaftsverzeichnis finden wir noch als Spielleute: Georg Adam Beige! und Johann Model. Auch der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten. Lassen wir hier eine Aktennotiz sprechen! „Am Freitag, den 29. Mai 1903, an welchen Tagen der Bürgermeister Andreas Popp und die Industrielehrerin Sybilla Ohnhaus mit den Kindern Juliane Schmitt, Margareta Zorn, Apollonia Schmitt, Maria Popp, Justina Dertinger, Barbara Kemmer, Marg. Lurz und Maria Schmitt und mit den sich am Preisspinnen zu beteiligenden Frauen und Mädchen der Orte Ilmspan, Krensheim, Oberwittighausen, Poppenhausen und Vilchband vormittags 10.30 Uhr von hier aus nach Karlsruhe zu der dort am 26. Mai bis 7. Juni des Jahres unter dem hohen Protektorat Iher Königlichen Hoheit, der Frau Großherzogin Louise abzuhaltenden Spinnerei-Ausstellung begab, brach nachmittags etwa gegen 3.30 Uhr ein Feuer in der Scheune des Schmieds, Valentin Kemmer (Hs. Nr. 94) d. i. In der Schulhofreite, aus, welche wie die heutige polizeiliche Branduntersuchungs-Verhandlung ergeben hat, durch das 3,5 Jahre alte Kind des Gebäudeeigentümers und durch das 4 Jahre alte Kind des Landwirts Michael Schwab, die Eier mit brennendem Licht in der Scheune suchten, verursacht wurde. Bei der Löschung des Brandes hat die hiesige freiwillige Feuerwehr ihre erste praktische Probe bestanden und hat sich dabei als bewährt gezeigt. Insbesondere wurde durch diese verhindert, daß die neben dem ursprünglichen Feuerherd stehende Kirche und insbesondere der Kirchturm, welcher bereits vom Feuer ergriffen war, von größerer Beschädigung oder gänzlicher Zerstörung verschont blieb. Dieses wird zur Erinnerung der jetzigen und zur fortwährenden Kenntnis der nachkommenden freiwilligen Feuerwehrmannschaften hierher vorgemerkt. Unterwittighausen, den 3. Juni 1903 Für die Freiw. Feuerwehr Frdr. Karl Zipf, Kommandant Michael Schneider, Adjutant Georg Klinger, Schriftführer"
Auch die schriftliche Anerkennung des Bezirksamts Tauberbischofsheim vom 9. Juni 1903 für diesen ersten mutigen Einsatz blieb nicht aus, und das schriftliche Gesuch des Gemeinderats um Bewilligung eines Zuschusses aus der Feuerwehrkasse wurde befürwortend der Gebäudeversicherungsanstalt in Karlsruhe vorgelegt. Am 9. Juni 1903 wurde auch der erste Unfall gemeldet, als der Steiger Georg Th. Weber anläßlich einer am Sonntag vormittag vorgenommenen Übung auf der Schubleiter ausglitt, zu Fall kam und sich dabei die Hand beschädigte. Auf die Anfrage beim Kreisvertreter Kachel, ob der verletzte Feuerwehrmann eine Unterstützung erhalten könne, kam die Antwort, daß zuerst die Anmeldung beim Landesverband zu vollziehen ist. Daraufhin hat der Verwaltungsrat der Feuerwehr sofort die Anmeldung getätigt. Zuvor mußte aber noch ein Fragebogen beantwortet werden, und am 18. Juli 1903 wurde der Wehr die Aufnahmeurkunde überreicht, die heute noch vorhanden ist. Eine Abschrift von einer einzureichenden Statistik ist ebenfalls noch vorhanden und gibt folgende interessanten Aufschlüsse: Einwohnerzahl Unterwittighausen = 715 Für 1903 aktive Mitglieder = 43 Für 1904 aktive Mitglieder = 40 und passive Mitglieder 1 sowie Hilfsmannschaften = 104 zur Dienstleistung verpflichtet aufgrund ortspolizeilicher Vorschrift und Ortsfeuerlöschordnung. Vorhanden waren: 2 vierrädrige Spritzen, 1 Handspritze und eine Wasserleitung mit 8 Hydranten, 1 Gerätekarren, 1 mechanische Leiter, 1 Anstelleiter, 2 Steigleitern und 3 Dachleitern. Am 24. 4. 1904 erstattete der Kassierer Michael Zorn schriftlich dem Kommandanten die Meldung, daß er bei einem aktiven Mitglied den rückständigen Beitrag von 30 Pfg. habe durch den Vereinsdiener Zorn erheben lassen, worauf die Zahlung verweigert wurde mit dem Bemerken: „Sie sollen erstmal ihren Ball bezahlen, dann würde er bezahlen". Der Kassierer beantragte eine Untersuchung resp. Bestrafung wegen Insubordination (lat. Vergehen gegen die milit. Unterordnung) bzw. wegen Verächtlichmachung des Feuerwehr-Corps. Eine spätere Aufstellung beweist, daß dieses Mitglied aus der Wehr ausschied. Am 8. 2. 1904 verstarb der Steigerhauptmann, Maurermeister Georg Deckert. In geheimer Abstimmung wurde Franz Klinger als sein Nachfolger gewählt. Überörtlich waren alle Feuerwehren des damaligen Kreises Mosbach zu einem Feuerwehrverband zusammengeschlossen. In den Satzungen des Jahres 1902 finden wir noch nicht die Wehr von Unterwittighausen, doch aber die Nachbarwehren Gerlachsheim, Grünsfeld, Königshofen, Lauda, Messelhausen, Oberbalbach, Tauberbischofsheim und Vilchband. Aber in der Kreissatzung vorn Jahre 1907 finden wir auch die Wehr von Unterwittighausen. Wann diese Aufnahme erfolgte, konnte nicht festgestellt werden. Am 24. 4. 1908 brach kurz nach 2 Uhr nachmittags im Haus Nr. 51 in der Bahnhofstraße durch Kinderspielerei ein Brand aus. An den Löscharbeiten beteiligten sich die Wehren von Unterwittighausen und Vilchband, sowie die Löschmannschaften von hier und Oberwittighausen. Die Löschmaßnahmen waren am anderen Morgen beendet. Ein Kind wurde durch eine Nachbarsperson gerettet. Drei Gebäude brannten ab, verbrannt sind 6 Schweine, und betroffen war eine Haushaftung und eine Einzelperson. Gesamtschaden ca. 6000-7000 Mk. Kleine Verletzungen von Wehr- und Löschleuten sowie Beschädigung von Uniformstücken. Bei Einlegearbeiten verletzte sich der Feuerwehrmann Kitian Leuser am Daumen; er begab sich in Behandlung des Arztes Dr. Neckermann in Grünsfeld und erhielt später einen Kostenersatz in Höhe von 48.— Mk. Am 20. 7. 1908 nachmittags 5.45 Uhr schlug der Blitz in die Scheune des Kaufmanns Julian Binder. Beteiligt an der Brandbekämpfung war die Feuerwehr Unterwittighausen und die Löschmannschaften aus Poppenhausen. Beendigung der Löschmaßregel um 10 Uhr abends. Abgebrannt ist 1 Gebäude, Gesamtschaden ca. 4000 Mk. Am 2. 1. 1911 abends um 7.15 Uhr brannte die Scheune des Löwenwirts Markus Zorn. Entstehung des Brandes unbekannt. Beteiligt waren die Wehren aus Unterwittfghausen, Vilchband, Messelhausen, Grünsfeld, Bütthard, Gützingen und Gaubüttelbrunn sowie die Löschmannschaften von Poppenhausen, Oberwittighausen und Zimmern. Die erste Hilfe brachten die Löschmannschaften Unterwittighausen und Poppenhausen sowie die Wehren Unterwittighausen und Vilchband. Zum Einsatz kamen 2 Hydranten mit direktem Strahl, 1 Handspritze und 6 Fahrspritzen. Ende der Löschmaßnahmen gegen 12 Uhr nachts. Abgebrannt ist 1 Hauptgebäude, Scheune und 4 Nebengebäude;
Weitere Brände brachen noch aus: Jahr 1913 Brand durch Blitzschlag bei J. Binder Jahr 1914/1918 I. Weltkrieg Jahr 1930 In den Weihnachtstagen beim Theaterspielen bei Gastwirt Sennert Jahr 1931 Am Sonntag während des Gottesdienstes bei Metzger und Henneberger Jahr 1932 bei Valentin Fuchs (großer Sturm) Jahr 1933 bei Franz Dertinger (erstmaliger Einsatz der Motorspritze) Jahr 1934 bei Gg. Schmitt, Mark, Michel und Model 14 Tage später bei Sinner, Mark, Michel und Geschw. Geiger Jahr 1935 bei Karl Hörner und damit Ende der Brandserie. Der Ausbruch dieser Brände ist bis heute noch nicht geklärt und brachte der Gemeinde das Schimpfwort „Neubrandenburg" ein. Hierauf wurde die Einführung einer allgemeinen Brandwache mit einem Lokal im Rathaus eingerichtet, wobei 2 Straßenzüge durchgebend bei Nacht beleuchtet waren, weil man einen auswärtigen Brandstifter vermutete. Bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges waren noch zwei kleinere Dachstuhlbrände zu verzeichnen. Jahr 1944 brach ein Brand durch Fliegerbeschuß im Landw. Lagerhaus aus Jahr 1952 Scheunenbrand bei Ludwig Michel Jahr 1954 Feldscheunenbrand bei Alfred Schenk
Ehrenzeichenträger Für 40jährige Zugehörigkeit zur Wehr: Ehrenkommandant Johann Schmitt Ehrenmitglied Georg Ohnhaus Feuerwehrkamerad Georg Mark Für 25jährige Zugehörigkeit zur Wehr: Georg Stemmler Das Feuerwehr-Ehrenkreuz 2. Stufe: Kommandant Josef Skazel
Leistungsabzeichen in Bronze: Alois Schmitt 1969 wurde mit dem Bau des neuen Gerätehauses begonnen. Entwurf und Planung lag in den Händen von Bauing. Albin Ohnhaus. Die Bauarbeiten wurden in eigener Regie durchgeführt. Die Außenverputz-arbeiten wurden von Valentin Ohnhaus ausgeführt. |